
Bericht Yngling WM 2025, Oosterschelde, Roompot-Marina, Niederlande
Einen interessanten Zugang zur Wahl des Austragungsorts und somit WM-Reviers hatte die niederländische Yngling Klassenvereinigung. Um zu vermeiden, dass ein Team in seinem Heimatrevier spezielle Vorteile wegen der Revierkenntnisse für sich nutzen könnte, wurde kurzerhand ein Revier gewählt, auf dem die Yngling-Klasse gar nicht präsent ist. Die Infrastruktur der Marina Roompot war mit Halle für Vermessung und Veranstaltungen, Restaurant, BeachClub, Strandhäusern, Campingplatz und einem langen, langen Steg für die 52 längsseitig liegenden Ynglings state-of the-art.
Die Oosterschelde im Süden der Niederlande in der Provinz Zeeland ist ein Meeresarm im Mündungsdelta von Rhein, Maas und Schelde. Ein monumentales Sperrwerk am westlichen Ausfluss in die Nordsee dämpft etwas die Strömung, somit hat es dort ca. 8 kn Strömung im Regattabereich aber immer noch bis zu 3 kn, der Tidenhub beträgt satte 2,8 Meter. Die Flagge Delta signalisierte, dass man auslaufen darf, denn die Flotte musste durch eine entsprechende Anzahl an Rescue-Booten begleitet werden. An den beiden ersten Wettfahrttagen gab es richtig gut Wind, was für leichte Crews eher ein Problem darstellte, so berichtet von AUT285 Wolfgang Buchinger, der sich dadurch keine großen Hoffnungen auf eine Titelverteidigung machte. Sobald es aber abflaute, sah man das Segelgenie vom Wolfgangsee aber gleich wieder vorne mit dabei. Karin Schöberl und Michael Nake leisteten dazu ihren weltmeisterlichen Beitrag. Top motiviert gingen AUT314 Leopold Berner/Paul Laherstorfer/Anton Berner in die WM wurden aber kurzerhand durch einen Mastbruch in der vierten Wettfahrt nach einer Unterwendung mit anschließendem Einfädeln beim Masttop von Stefan Frauscher’s Boot zur Aufgabe gezwungen. Wer fährt schon mit einem Reservemast zu einer Yngling-WM? Die beiden Frauscher Crews AUT 369 Stefan Frauscher/Christian Spiessberger/Josef Weinhofer und AUT279 Ernst Frauscher/Wolfgang Reisinger/Christoph Zellinger waren nach der ersten Hälfte der WM top ten, ohne große Fehler und mit ersten Gedanken auf einen Podestplatz.
Den Spare Day nutzten wir um die Gegend und das ausgezeichnete Seafood-Angebot zu erkunden. Die Oosterschelde ist das Zuchtgebiet für die zwei typischen Austernsorten Primeur und Grandeur. Auch Krabben, Shrimps und Langusten gabs bis zum Abwinken.
An den beiden letzten Wettfahrttagen war der Wind dann schon moderater, teilweise schon sehr leicht. Überwältigt von seiner Bootsgeschwindigkeit musste Ernst leider zwei Frühstartdisqualifikationen auf sein Konto buchen und ein top ten Ergebnis war damit leider außer Reichweite. Immerhin Gesamtrang 18. Stefan Frauscher konnte mit seiner souveränen und routinierten Art sogar einen Sieg in der siebten Wettfahrt erreichen und mit vielen einstelligen Ergebnissen den sechsten Gesamtrang ersegeln. Für die Crew um Wolfgang Buchinger war die Teilnahme als amtierender Weltmeister Ehrensache und der 23. Gesamtrang gar nicht so schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte. Obwohl nur drei Wettfahrten gesegelt, konnte Leopold Berner mit dem 45. Gesamtrang abschließen. Die unverhofft gewonnen Zeit wurde genutzt um die Landcrew bei der Zubereitung der Essigwurst mit 50 Stück Knacker für den Nationenabend am Donnerstag zu unterstützen. Die große wolfgangseer Lebkuchentafel vom Team Austria wurde von Wolfgang Buchinger bei der Siegerehrung an die Crew NED116 Jan Berent Heukensfeldt-Jansen/Roald Plantinga/Hank Moes überreicht. Sie waren federführend bei der Organisation der WM und segeln seit 50 Jahren in gleicher Besetzung Yngling Regatten.
Der Kampf um Gold wurde zwischen dem schweizer Team SUI458 um Maja Siegenthaler (Olympia-Teilnehmerin im 470er in Paris/Marseille und Trainingspartnerin von Lara Vadlau) und dem holländischen Team NED353 um Yska Minks (Soling Europameister von 1990 und TopSegler in der Yngling Klasse) ausgetragen. Maja hat einmal zu viel in den Punktetopf gegriffen und so konnte sich der souverän segelnde Yska den WM-Titel sichern. Bronze geht an NED350 Reinier de Kler und sein Team. Reinier ist über viele Jahre einer der schnellsten Yngling Segler in den Niederlanden und äußerst engagiert in dem Jugend-Segeln-Projekt in der holländischen Yngling Klasse, wofür er auch bei der WM in Kopenhagen von der internationalen Yngling Vereinigung geehrt wurde.
Bilder gibt es hier.